Episode 004 – Warum dieser ROSÉwein genau so schmeckt
Und schon wieder drei Wochen vorüber und es wird langsam Zeit für neue Weine. Heute gibt’s die vorerst letzte Folge der Miniserie “Warum dieser Wein genau so schmeckt!” mit dem spannenden Thema Roséweine.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von w.soundcloud.com zu laden.
DIE 3 Key Facts dieser Episode:
1. Roséwein ist per Definition keine Mischung aus Rot- und Weißwein
2. Es gibt unterschiedliche Verfahren der Herstellung (Junganlagen, früher Abzug, Saignée)
3. Es gibt eine große Bandbreite an Farbschattierungen abhängig von Rebsorte und Dauer des Schalenkontaktes (von blass rosa bis zwiebelschalenfarbig)
Roséweine jeglicher Art, sei es “normaler Stillwein”, Champagner oder sogar Portwein, ist das Marktsegment mit den größten Zuwachsraten in den letzten Jahren. Obwohl es einige Anbaugebiete gibt, in denen seit jeher Roséweine gekeltert wird, so wurde in Kalifornien Mitte der 1970er Jahre eine kleine Revolution eingeleitet. Mit den aus der sehr dunkelblauen Zinfandel-Rebe im Saignée-Verfahren gewonnenen Roséweine konnten neue Konsumentengruppen angesprochen werden (in erster Linie weibliche und junge Weintrinker). Im Laufe der letzten 20 Jahre wurde der Marktanteil von Rosés immer größer und galt/gilt, als ein starkes Zugpferd für den Weinabsatz.
Um auch bei den Rosés einen Überblick zu bekommen, wie breit aufgestellt sich die Stile präsentieren, verkosten wie heute einen der Klassiker (Tavel) und einen typischen jungen, fruchtbetonter Vertreter aus der Neuen Welt:
- Wein (#10): Les Vignerons de Tavel; Les Lauzeraies; Tavel (südl. Rhône, Frankreich); 2016 ; 8,10 €
- Wein (#11): Delheim Pinotage Rosé; Stellenbosch, Südafrika; 2018; 7,90 €
- Wein der Woche (#12): Juliusspital Würzburg; Riesling, Erste Lage “Würzerburger Stein”; 2015; bspw. bei Wein-Depot.de für 13,50 € (Instagram-Link)
Diese Woche geht es nun darum, ein wenig das Koordinatensystem im Rotweinbereich abzustecken. Die Aromakategorien (primär, sekundär und tertiär) und die beiden Aspekte Säure/Zucker-Balance sowie oxidativer Holzfassausbau treffen natürlich genauso auf die Roten wie auf die Weißen zu; und letzteres spielt hier oft eine noch wichtigere Rolle. Der Unterschied in der Herstellung (konkret: wie und mit welcher Intensität der Farbstoff inkl. der Gerbstoffe und Aromen aus der Schalenhaut extrahiert wird, macht den Ausschlag, welche Farbe und welchen Stil der Wein am Ende haben wird. Die Art der Vergärung eröffnet dem Winzer viele weitere Stellschrauben, den Stil des Rotweines zu beeinflussen bzw. zu steuern.
Es bestätigen Ausnahmen (wie bspw. Rosés von der südlichen Rhône oder der Provence) zwar die Regel, dass Roséweine nicht der aller ernsthafteste Wein ist und in den meisten Fällen nicht hohen Qualitätsanforderungen entsprechen kann. Das zeigt sich schon tendenziell an der angewendeten Kellertechnik: Das Saignée-Verfahren läßt Rosés als ein Nebenprodukt der Rotweinerzeugung entstehen, weil es zur Konzentration des Mostes eingesetzt wird. Dennoch haben sich Roséweine als Allrounder bei der Speisenbegleitung – insbesondere bei sommerlichen Grillpartys – gemacht und haben einen immer breitere Käuferschicht erobert. Es ist auch ein Kompromisswein, den sowohl dezidierte Weiß- als auch Rotweintrinker “akzeptieren”.
Buchempfehlung:
“Der kleine Johnson 2019” von Hugh Johnson. Für knapp 20,- € über meinen Affiliate-Link bei Amazon zu beziehen.
Wer meinen Podcast finanziell unterstützen will kann das auf meiner Infoseiten zur Unterstützung und Teilnahme meines Podcasts machen oder direkt bei:
- Paypal.me/wvlg
- Auphonic
Genußreiche Grüße
Euer Florian
(Weinakademiker | WSET Diploma in Wine and Spirits)
© Wein verstehen leicht gemacht; Florian Boldt
0 Kommentare